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Im Pechwald / Cover

Im Pechwald

daad-Galerie und Edition Hentrich, Berlin 1987; 88 Seiten sw und Farbe Foto und Texte und Textzitate von

Wieland Schmied
Im Pechwald

Heinz Cibulka


Diese Publikation erscheint als Katalog aus Anlass der Ausstellung: Heinz Cibulka, Fotoblätter, in der daadgalerie Berlin 1986. Heinz Cibulka war 1985 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Bei fast allen Fototouren hat Magdalena Frey mitfotografiert. Einige ihrer Fotos sind bei diesen Bildgedichten eingesetzt worden. Originalgröße der einzelnen Fotos: 13 x 18 cm Maschinenprints. Wien-Berlin 1986 Gleichzeitig mit diesem Buch erscheint unter dem Titel "Im Pechwald" eine Mappe mit zwölf Bildgedichten von Heinz Cibulka.


zur den Bildgedichten "Im Pechwald" || >

Im Pechwald
zum Projekt und zur Zusammenarbeit mit Heinz Cibulka
von Wieland Schmied

Diese Publikation ist in enger Zusammenarbeit ihrer Autoren entstanden. Sie dokumentiert Leben und Arbeit der "Pecher", die Harzgewinnung in den Schwarzkiefernwäldern Niederösterreichs, und möchte am Beispiel dieses "sterbenden Berufs" auf all die Lebensformen hinweisen, die mit der Existenz eines gesunden Waldes und einer intakten Forstwirtschaft verbunden sind. Sie vereint Fotografien, die Heinz Cibulka im Jahr 1984 gemacht hat und einführende Anmerkungen. Diese habe ich teilweise schon sehr viel früher verfaßt, als unser Thema noch nicht durch die umfassendere Problematik des "Waldsterbens" fragwürdige Aktualität gewonnen hatte, teils habe ich sie erst im Hinblick auf Cibulkas Aufnahmen und ihre Publikation geschrieben. Seine Fotografien überliefern, so scheint mir, gerade weil sie so gar nicht ambitiös auftreten, getreu die Atmosphäre der Arbeit im Walde.

HEINZ CIBULKA Heinz Cibulka, 1943 in Wien geboren, kommt aus dem Kreis um den Aktionskünstler Hermann Nitsch. Wir verdanken ihm eindrucksvolle Aufnahmen des "Orgien-Mysterien-Theaters" in Prinzendorf. Er hat eine ganz eigene poetische Form der fotografischen Dokumentation entwickelt: das von ihm so genannte "Bildgedicht". Dabei fügt er vier - in Ausnahmefällen auch mehr - fast immer farbige Fotos zu einer Komposition zusammen. Untereinander sind die einzelnen "Elemente" voll formaler oder inhaltlicher Anspielungen und stehen mitunter in äußerster Gegensätzlichkeit und Spannung zueinander. Zusammen ergeben sie einen einheitlichen - wenn auch nicht unbedingt harmonischen - Klang. Zusammen sagen sie mehr über ihren Gegenstand aus, als es die einzelne Aufnahme vermöchte. Sie umspielen ihn von allen Seiten, beleuchten ihn von verschiedenen Blickpunkten aus. Sie zielen auf die Simultaneität unserer Wahrnehmung und wollen "Empfindungskomplexe" vermitteln.

Cibulkas besonderes Interesse gilt den Formen bäuerlicher Arbeit, dem Leben mit der Natur, dem Kulturwandel, dem Umwelt-schutz. Er hat poetische Dokumentationen der "Hochzeit Prinzendorf" und dem "Herbarium Bisamberg" gewidmet, mehrmals dem "Weinviertel", aber auch den Städten Wien und Berlin. Im Folkwang Museum Essen zeigte er seine "Hochgebirgsquartette". Als Professor an der Internationalen Sommerakademie Salzburg (an der er mehrmals unterrichtet hat) fotografierte er 1986 mit seiner Klasse im Naturpark "Hohe Tauern".

Heinz Cibulka erschien mir der ideale Partner für eine lange geplante Arbeit: die Dokumentation des Lebens und der Arbeit der "Pecher" in den niederösterreichischen Kalkalpen, in den Wäldern um Wiener Neustadt, insbesondere im Piestingtal bei Pernitz und Gutenstein. Er nahm meine Anregung gerne auf und hat vom Frühjahr bis Spätherbst 1984 die "Pecher" den Ablauf der Jahreszeiten hindurch bei ihrer Arbeit im Wald und auf dem eigenen Kleinhäuslerhof beobachtet und fotografisch festgehalten. Außerdem hat er Tonaufnahmen gemacht. Dafür bin ich ihm außerordentlich dankbar. Die Ergebnisse legt er nunmehr in einer kleinen Auswahl im Katalogteil dieser Publikation vor. Sie begleitet eine Ausstellung in der daadgalerie des Berliner Künstlerprogramms, dessen Gast Heinz Cibulka 1985 war, und soll anschließend an weiteren Orten gezeigt werden, insbesondere im Kulturhaus der Stadt Graz und im Museum Rupertinum Salzburg. Dr. Otto Breicha, der sich schon früh für die Arbeiten Cibulkas eingesetzt hat, danken wir für gute Zusammenarbeit.

Besonderer Dank gebührt auch der Familie Kaiser in Waidsmannsbach bei Gutenstein, die sich bereitwillig und großzügig für die Aufnahmen zur Verfügung stellte und die einzelnen Arbeitsvorgänge erläuterte.

Es war nicht leicht gewesen, sie überhaupt zu finden. Es gibt kaum noch Pecher. 1958 hatte ich geschrieben: "Pecher - ein sterbender Beruf'. Heute müßte es heißen: "Pecher - ein ausgestorbener Beruf". Wer heute noch Pecher ist, ist "Sonntagspecher", geht einem anderen Beruf nach und bearbeitet das verbliebene kleine Revier an freien Wochenenden als "Nebenbeschäftigung". Die Harzgewinnung lohnt nicht mehr. Die Industrie stellt Kunstharze, Terpentin und Kolofonium billiger synthetisch her.

Wir waren mehrmals ins Piestingtal und seine kleinen Seitentäler hinausgefahren, bis wir - nach manchen Hinweisen, die zunächst in die Irre führten - die Familie Kaiser in Waidmannsbach fanden und das Projekt mit ihr besprechen konnten. Ohne die Hinweise des liebenswürdigen Försters Bödenauer im Thal (Gemeinde Muggendorf bei Pernitz) und seiner Frau hätten wir die Spur dieser "allerletzten" Pecher nicht aufnehmen können. Auch ihnen sei herzlich gedankt.

Ebenso gilt unser Dank Frau Hiltraud Ast, die das Waldbauernmuseum in Gutenstein in vorbildlicher Weise leitet und eine Reihe von Büchern über Gutenstein und die "Gutensteiner Bauern", die "Kalkbrenner am Ostrand der Alpen" und die "Schindelmacher im Land um den Schneeberg" herausgegeben hat.


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