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Heinz Cibulka

Meditationsweg Ladendorf

 

Text zu einem Projekt in einer Weinviertler Landschaft, 2006


zum "Meditationsweg Weinviertel" || >


Der Weg beginnt bei der Ortskirche Ladendorf als schmaler intimer Hohlweg, der zu einer Weggabelung führt. Auf dieser Strecke sind 3 Stationen vorgesehen. Die erste an der Seite des Kirchenschiffes zum Hohlweg hin. Die zweite Station, etwa 30 Meter entfernt, schon im Bereich des Hohlweges. Nach einer Wegbiegung gegen die rechte Buschreihe hin, ist die 3. Station geplant.

Nach der Einmündung des Hohlweges in einen Feldweg ist die 4. Station vorgesehen. Von hier führt der Weg links und rechts neben Apfelplantagen hinauf bis zu einer kleinen Aussichtswarte. Hier stehen Weingärten an der linken Seite, rechts begrenzt eine Böschung mit Sträuchern und kleineren Bäumen den Weg.

Am Ende der Böschung ist die 5. Station vorgesehen, hier beginnen links und rechts offene Felder und Wiesen. An der sanften Hügelkuppe angelangt, ist die Landschaft nach beiden Seiten hin offen einsehbar. In mäßigen Abständen sind hier weitere Stationen vorgesehen, entweder bis zum Friedenskreuz hin oder darüberhinaus, den Feldweg entlang, bis für alle 9 Stationen ein geeigneter Platz gefunden wird.

Die Einbindung des Friedenskreuzes zu den jetzt verhalten geplanten Bild- und Textflächen, erscheint nicht mehr sinnvoll, weil das Größenverhältnis zueinander zu sehr zu Ungunsten der Meditations-Stationen ausfallen würde. Die Nutzung des Weges sowie des Friedens­kreuzes wird ja nicht in bestimmter Form vorgeschrieben.

Die beschriebene Wegstrecke wurde als Meditationsweg gewählt, weil er den Initiatoren und Planern geeignet erschienen ist, weil er sowohl etwas Besonderes hat, als auch viel Typisches der sanften Weinviertler Landschaft repräsentiert.

Hohlweg, Feldweg, Wege an Weingärten, Obstgärten und Wiesen entlang, Bäume, Hecken und Sträucher säumen diesen Pfad, der für das besinnliche Zufußgehen geschaffen zu sein scheint. Die Landschaft bietet sich hier bei genauerem Hinschauen in kleinen Strukturen, wie im Großen in sehr reizvoller Weise an. Die unterschiedlichen Kleinklimata der Region sind hier beispielhaft Basis für den Standort des geplanten Meditationsweges.

Bei Erreichen der Weggabelung wird neben der offenen Landschaft auch der Blick frei für den immer größer werdenden Himmel. Der Panorama-Blick bis zu den Karpaten auf der einen, und zu den Leiser Bergen auf der anderen Seite, erweitert die Skala der Wahrnehmungen beim Gehen am Erdweg. Das Nahe, anfassbare, oft duftende Kleinklima zu Füßen, der von Kräutern und Unkräutern gesäumte Weges­ränder steht nur scheinbar im Gegensatz zur Weite der umgebenden Landschaft.

Vom frühen Morgen über den ganzen Tag hin breiten sich am mächtig erscheinenden Himmel unter­schiedlichste Wetterbilder, die über den Köpfen der Wanderer verschwenderisch, unendlich in Farben und Formen variierend wechseln. In der Dämmerung und in sternklaren Nächten kann man in die Größenverhältnisse galaktischer Proportionen hineinfühlen und denken.

Der Weg, welcher mit Kalksteinsplitt gefestigt, immer noch der gleiche Erdkörper bleibt, wie die umgebenden Felder rundherum, hat die wohltuende Qualität des Handgemachten, des jahrhundertelang Geprüften.

Die vertrauliche Ausstrahlung des Weges, den hier die Natur angeboten hat, den frühe Bewohner der Region angenommen hatten, und sich seit vielen Jahrhunderten zunutze machen konnten, ist Zeugnis einer archaischen Kulturform, die bis heute Gültigkeit hat. Vielleicht brauchen wir solche vielfach unbeachteten Güter, wie einfache Erdwege, über die agrarische Nutzung hinaus, auch für unser inneres Wohlbefinden jetzt mehr als wir denken.

Die 9 Stationen schließen sich an die Tradition der Bildstöcke an, von welchen hier im Weinviertel viele verschiedene Formen zu finden sind. Gleich wie bei den tradi­tio­nellen Bild­stöcken ragt ein fester Mauerkörper aus dem Boden und will den Vorbei­kom­­menden mittels Bild- und Textbotschaften etwas andeuten, will zu eigenen Gedan­ken anregen. Meditation im weitesten Sinn ist hier möglich, wie bei traditio­nellen Kulturstätten.

Jede Generation verlangt die Findung zeitspezifischen Ausdrucks, in Bild und Text, wie in der Musik und in jeder anderen Kunstform.

Da der Meditationsweg nicht alleine katholischen Ansprüchen genügen will, wurde ein Text hergeholt, der sich mit dem Leben im Weinviertel beschäftigt, der auf wesentliche Momente des Lebens in der Region des Weinviertels anspielt. Dieser Text ist von Heinz Cibulka Mitte der 70er Jahre parallel zu seinen Bildgedichten als Huldigung der Region des Weinviertels entstanden.

Neben ausgewählten Bildgedichten, die für den Meditationsweg geeignet erscheinen, sind Zitate aus diesem Text unter den Bildern vorgesehen.


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