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Heinz Cibulka

Wien 21 & 22

 

in: Heinz Cibulka – Bildgenerationen, 2002

in: Wien - Floridsdorf-Donaustadt, 1988



 

Warmer Wind treibt vieler Bilder Fühlen
Fließen - Drängen über Brücken
über Bretterwek vom Osten her
zum Ufer kommt
um zu befruchten
Willen Speise - karges Gras
Hierher kommen um zu schauen
Wiener Pforte
Fotos von dem Stadtteil, Fotos, viele Fotos aneinander
kleben - Schwalbennest,
Lende bergseits, Büsche, Hügel, warmer Sand
Selbstgesplittert, Bilder innen, außen Weltenich
rasche Schritte laufen hirngefüttert
Denkt an Gesterngold, Geschichte, Recht geschrieben
beißt dem Fleisch die Röte raus
gebet warmet Blut
Gebrochen was gegessen - vergessen was verwest
Wurstbrot, eine Decke
Walkman auf der Hirscheninsel
nackt am Strand und nackt im Wasser
Wenn die Gelsen kommen
Hemd und Hose
Leibduft Hunger
laue Luft am Bisamberg
Essen - Trinken - Strebersdorfer
Reden von der Donauinsel
Bei der neuen Donau
heute Abend Feuerwek
Jugoslawische - Wiener Tschechenfantasien
schauen auf die nackte offne Hand
Tanzen - Singen - braune Augen
Geld für Etwas
suchen - gehen - schauen
Zugluft - Kaufhaus
zwischen Vielem durch
Das hier
da
oder das -
ich weiß nicht recht
es muß auch nicht sein
Was Süßes schon
ein Eis am besten vom Pisani
Italiener auf der Prager Straße
Riechen
mit der Zunge fühlen
Speichel - Mundraum
beißen auch
Hügel in der Niederung umspült
Schlamm vom Oberwasser
flach zur Pforte
flieht den Alpen
Wasser will im Bett nach unten rinnen
weiter noch und tiefer
Osten - Angst - Schwerkraft
Qual gedachter Punkte Flitter
runter
Damm entlang - Kaisermühlen - Treppelweg
Achten auf die Menge
Wasser schwabbt gerne über
trinken soll die Landschaft
säufen nicht
Niemand soll doch untergehn
Über Wasser laufen mutig
über Brücken wasserstark
hinunterspucken
und von Herrlichkeit gesprochen
weitergehn
Häuser, Schwämmen gleich
saugen Feuchtes in den Mauerkörper
saufen Raum und Ziegel nieder
Hostien schweben heilig über Allem
Essen
Voller Bauch von Hand - von Arbeitskraft
von Arbeit - Los - gezogen
Schmiere - Schwielen
schwach wie Schilling
Trost im Blick nach oben
Rot - Partei - die Blaue - Blut
gefundnes Fressen
durch der Nelken kleine Ziegel
Burgen, Gassen - sozial
sind mir,
sind wir, sa ma ah
Magistrat - Tschochal - Arbeitsamt
Schlinger- oder Supermarkt
Fußballplatz und Brezeln
Patschenkino mördersexualdadruckt
Küssenkommgehtunedso
nau sigsd - daunhabmichgern Hefngschichtn
Schmäh - a Hetz muß sein
Vom Iris-See
den Donauturm im Rücken
am Arbeiter-Strandbad vorbei übern Birner-Steig
Otto Breicha wohnt da, durch die Prießnietzgasse
zum Ringelsee Platz zwischen Hallenbad und
Krankenhaus
zur Schloßhofer Straße - Schnellbahnhof
Gulaschduft im Dschungel
Herz und Seele offen
Schrebergärten
Haus der Begenung - Dorotheum - Brünner Straße
zum Fußballplatz in der Hopfengasse
beim Gambrinus
Sportlerrausch - Sinn in Ordnung
Foul und Freistoß
Bohnensuppe und ein Bier
ein’ Spitz ins Kreuzeck
Kaiserwasser
nackert ist mir’s recht
Eine Burenwurst am Eck
vor der Reichsbrücke bei der Uno-City
Im Stehen
wo’s so zieht - von West nach Ost
und umgekehrt
Kaffee, Zigaretten, Parfum - Zollfreizone
Ein Gspritzter im Fischerhaus
ein kaltes Schnitzel in einer Semmel
am Laberlweg aus dem Papierl essen
Grüß Gott
der Herr Pfarrer aus Engelhardstetten
Am Kaffee Weg
zwischen Hirschstetten und Breitenlee
in die Pax Siedlung
Schon wieder ans Essen denken
weil heute Freitag ist - an Fisch
Und morgen Samstag
Sabbat
Spinaterer - Eierschädel
Ich mache Sie darauf aufmerksam
mein Herr
Sie haben es hier
Was bilden Sie sich eigentlich
eine Amtsperson
Sie Herr sie
was glauben sie eigentlich
Beleidigung
wir sind hier immer noch
ja
Ihren Ausweis bitte
was haben sie denn da drinnen
zeigen’s her einmal
des Papierl
eine kalte Leberkässemmel
aha
hochspringen wegfedern
vorfallen lassen
locker laufen
dürfen Sie das überhaupt
Platzwunde am Kopf
Eintauchen mit dem bloßen Körper
in den dicken Saft
aus dem Abguß
Stadtkanal
Die Finger aufgerissen im Hirn
vom Trottoire waschen
vom vielen Blättern im Leid
Wundenreligion
Überbauter Raum zum Sein
gegen Kalt
innen weich gemacht
wehrhaft außen
Gegen Überschwemmung
neues reguliertes Bett
dem Fluß von oben kommend
hier vorbei
nach unten fließen will
Vom Deutschen ins Slawische
durch Ungarn durch in Schwarze Meer
Alte Arme
Restgeschlängel
Überschwemmungswasserlachen
flache Insel - Haufen
Blumenfelder
Trinken von des Bergesrücken Feucht
Fisch vom weichen Grund
Schlampig - singt der saure Wein
Scharfer Schlag
der Lederball im Netz sich beult
Ozeanisch rechts
und Steppe links
dazwischen Bisamberger Scheide
Limes - Blutschild
Wehr gen
Krähen im Winter
Schwalben im Sommer
Wasser im Marchfeld
Wein in der Gurgel
Ein Braten im Rohr
wird reif übers Jahr
Fischer lateint von Vögeln
Katze liebt Fischgeruch
Amseln trinken im Aquarium
Herr Huber sucht mit seiner Familie
mit Frau und Tochter
mit Lust und Hund
einen Heurigen für den Durst
am Bisamberg
Kellergeruch
Faßholz über Jahr mit Wein getränkt
gegen Schimmel geschmiert und gewischt
Erd- und Baumhautverwesung
Nußbaumblätterkapelle
vulgäres Gelächter
Pischen plätschert
Liebesgeständnis
gerade Gedanken gegen den Himmel gewischt
heiße Scham und kalte Knöchel
Kopfsteinpflaster
Rinnsal
Muck heißt der Heurige
Am Berg
in den Weingärten
am Hügel
zwischen der Hagenbrunner Kellergasse
und der Krottenhofgasse
Ober "In den leeren Beuteln"
und unter "Steinernes Kreuz"
mitten in Weingärten
In der Früh geht die Sonne, das Marchfeld streichelnd
über der Stammersdorfer Kirche auf
wenn ich vom Wasserauffangbecken aus schau
Ecke Krottenhofgasse - Am Bisamberg
beim Strebersdorfer Friedhof
Die Donau und die Lobau im Auge
scheint sie gezirkelt, genau über Wien drüber
wie über ein Zentrum zu ziehen
wenn nicht von irgendwoanders her
ein grauer Wolken- oder Wetterkeil
dazwischengeschoben wird
Nässend im Feuchten
erstarrend im Trockenen
die Wunde Wien
Strahlt majestätisch geziert
und glänzend und stolz
das Wunder wider
Steinerner Schaum aus dem Boden
zeichenbeladen und ernst
Einfalt und vielfalt
wuchert zu städtischem Brei
Glühwürmchenzuchten
Alkoholteufelhallen
Denkerzellen im Menschengedränge
Weingärten wohlig und kalter Asphalt
Kirschen - Flieder - Akazien
Holunderblütenversprechungen
milde Nuß
Nicht nur gebissen,
auch getrunken kann der Wein
vom Wiener Hauer werden
Offensiv, dynamisch vorne
im Mittelfeld konsequent gedeckt
und hinten abgesichert
Aber auf jeden Fall schön pomali
Sanft aufgewölbt
das Temperament verborgen getragen
voll aber und saftig überlegt
Berg und Prophet
Slawienerisch
Karpfenfett und Hechtensäure
Gigerlgeil und scharf
auf einen Friseurinnenlehrling
An der Ostbahn
essen und vergessen
Fressen und verfressen
Treibt der Wein das Weib dem Mann
Gemüt
die Beine spreizt
Prinzip
Das Wasser drängt
das Wasser fließt
in Niederes
noch Niederes erfüllt
So macht Figur
wo Ei den Samen nehmen will
Großfeld-Tausend
laicht im Flachen
Essensorge
Surrogat die Köchin
Eigentor
Abzuggraben Regulation
Salz will garnicht rieseln
Mehl schimpft Backstoff
Ei hat Dotterfarbpaletten satt
Querlaufend aus dem Takt
wer nicht willig hingibt
sich und sein
stört
und schwimmt nicht mit
Schwerer Kunstschuhgummi
alte Menschensorte
Tschusch
Zugewandert, eingeboren
Generationen siedeln
Vorstadt - Vorfront - Pioniere
Um zu schweben
wackelnd überm Boden schwimmend
treten links
und rechts getreten
Füße, Boden weg von hier
treten, treten
weiter wollen
um zu sich
zum Himmelsich zu langen
Laufen
Staub von Gestern
heutig Blut
lichtes Morgen
sehnt erträumt
Nägelbeißen
Fliegen Vögeln
Schnitten oder unbeschnitten
Heidjöcht, Breitenlee
Wirtshaus zum roten Hiasl
Schiffe tuuten
Sauerwasser
Toter Grund
Gänsehäufel großes, kleines
Strandbad
schlanke Weidenblätter schwimmen
Bojen
Plätschern nackter Körperteile
Sonnenschutzgeruch
treten Boote
nasse Unterhose
Uno City - Kaiserwasserblick
Schaufelräder
Blödetreter
Ausflug - äußerln
sorgt, versorge
Zivilverwaltet
statt schwelgend vegetieren wachsen
hygienefleißig Städter
sauber - ohne Mief
Das Grausliche
das Unterirdisch - alles weg
Geschlechtsteil sauber frisch gewaschen
Achseln tragen Tropfen
preisgekrönter Notendrüfte
Ausstieg aus der Bauerngosse
Pesthauch - Schlamm - Kretze
Atem einer Welt von gestern
Erinnerungen - Gift im Hirn
weg im Dauerlauf ästhetisch
Vom Schergengrund zur Siedlung Neu Straßäcker
Des Herzens Purpurvogel zieht durch Mörtelformen
Fenstersimse, Blumenkästen, Kisten, Nester
Stadtweit hörbar süßes Stöhnen
liebgierig temperierter Menschenleiber
nackt - ängstlich
freudfeucht hier
chorisch breit
galaktisch sausend
Lieder drängen
Wiener Weisen wollen
unter Buschen aufgezwirbelt
Rein ins Tor
ins Netz
dem rechtlich angetrauten Gegner
Drinnen frißt
im Magen erst
die Speise auf den Esser
Same saugt dem Ei die Unschuld auf
Gemeinsam will es
eins und mächtig sein
Erlebnismillione
Nerven sintern
Landschaft wird - schon ist
Unendlich weiche Lupenzeit
Dreht Restaurant am Stachel Donauturm
Wo sind der Juden Kirchen
Analysengassen
Matzes - Osterei -
Bruckfleisch
Und doch ist er es
der sie ans Ziel gebracht
Regenbogenbrücke
von den Alpen ins Marchfeld
aus den Bergen in die Ebene
durch den spröden Lehm
Floridsdorf und Donaustadt
Slawen, wo es billig
nicht so teuer leben kann
Die Rechte hebt die grüne Kappe vorn am Schild
so können Finger von der Linken
kühlen, streichen, lüften
Dunst am Kopf
dem Polizisten
Hut im Dienst
Organ des Rechts
privat ein Mensch
zivil und nackt verliehner Macht
Geliebt von Frau und Mutter
Gezeugt vielleicht im Überschwang
im Überschwemmungsdonauwiesenparadies
von einem feschen Italiener
von einem - seinem Papa
Der wiederum von seinem Vatern
aus der Zeit noch
wo die Stadtbahn baut worden ist
in Wien - vom Otto Wagner
gekommen - und dageblieben
Und wohlfühlen tun sie sich da
bei uns - bei sich - beisammen
wie Bohnen im Bohnengulasch
Warmer Schilling im Sack
Duft im Nasenhirn
Schleimhautflimmern
Unterröckerascheln
Stiegenhaus
im Bau
zu Haus Gemeinde
In dieser Anlage
ist das Laufen und Ballspielen
verboten
Auf der Wiesn
jetzt geregelt
früher wild
Vielleicht jetzt wild für’s Aug von morgen
Asphaltbahnwege
Rotes Kreuz
Unterhaltungsangebote
Einer kommt mit einem Nylonsack
setzt sich hin auf eine Decke
am Boden
ein Kofferradio - ein Messer
schneidet Wurst, Brot, Zwiebel und Paradeiser
Luft - gasförmig - Strudel
quillt
überm Donauwasserbett
am Bisamberg vorbei
läuft in die flache Weite - ins Marchfeld
breit ins Ungarische aus
gelenkt von den kleinen slowakischen Karpaten
Unter die Nasen der Weiber dort
verstärkt dann den Männern in die Glieder
Paprika reif und rot
geschoppte Gänse
grünes Feuer
Zigeuner Mais
Fiedelbogen - Plätten
Napoleons Hauptquartier
Mukischer Grund
Juden fragen
Moschee
Kreuzungspunkt im Geschlecht
Schwammerlsuppe
Vanillerostbraten
gedämpfte Erdäpfel
Bummerlsalat
und zum Kaffee eine Sachertorte
Nach dem Essen sollst Du rauchen
eh schon wissen
Frau und . . .auchen
Donauweibchen vergräbt Wasser
boxt naß des nackten Anton Brust
Will wirklich wissen wassertief
Bahnhof Stadlau - Meierspitz
fast bis zum Ölhafen
Barfuß am heißen Schotterstrand
von Schatten zu Schatten
Dick verläßt die Donau Wien
ungarische Worte fallen, rumänische
Flaggen - Hämmer - Sichel - Schlepper
Lust auf Blut-gemischtes
Nachbar riecht zu meiner Nase her
Pilze singen
aus einer Unterhose Dunst
Lobaufleckerl
sonnentrocken flimmern
Blitze wittert Sommer
Fortpflanzungsstrang
Verflüchtigt sich
zum Leben hin erneut
Für Menschenbau um Blut und Nerven warm
Zum Überleben regen
Laufen, sich belasten
abstrakter Kraftverlust
Geruch von Body
Lust Kastei
Mit einer Fettn übern Kopf
in d’ Eck’n
Tor - Tor - Tor
Unglaublich
glücksgeschwollen reibt im Bogen Muskelzeichen
springt protzdrohend
hochgeballter Sieger - Tat
Freundeshelfer fallen über Kameradenkäul
jeder kommt, berührt, umarmt
das Glück - den Mörder
Gold im Glanz
das heilig Fleisch im Kelch
im Tabernakel ruht
Berührt erlaubte Hand
erschwillt zu weisgesagtem Wandel
Glück
schwebt trunken
seiner sicher ruhig hin
bis Schlaf
den Unterhosenwirbel löscht
die Sinne zählt
Der wilde Haarflaum
Bisamberger Nacht
Geruch von Äpfeln, Zucker, Nüssen
Nikolo
Schnee für Kinderwinter
lesen Mädel -
Buben jugoslawisch - deutsch
am Eis mit Schuhen groß und klein
Severinka will die Erste sein
Warme Küche
Tee - und Kuchen aus dem Rohr
kalte Füße
schneuzen, rot’s Gesicht
Katze streicheln
Bauch und Kopf
schamlos schnurrt mein Tier
Wassermassen schwemmen Fantasien ans Land
Schweiß tritt aus
in Schuld gebadet
Morgenwäsche
saubermachen
Saubermacherblond will Gold
erfinden Macht
dem Osten trotzen
Slawen wehren
Selber Slawe - sei nicht dumm
komm setz dich her
und friß und kusch
Des Laberl halten
ich schmeiß mich in die linke Eckn
An Jud, an Spitz in d’ Mittn
einbaut im Gehäuse
ins Netz des Knödl
das werden wir gleich haben
Zuerst Ordnung -
und dann Essen
Karpfenschlamm und Blütenblätter
Samenkapsel
abgestandenes Wasser
an der Unteren Alten Donau
Überschwemmung räubert Wasser Leben
bringt Fruchtbarkeit und Fisch zum Essen
Wassergeld
die Hand zum Mund
es riecht die Speise das Gesicht
der Magen ist bereit
im Mundraum feucht
wer Knödel ißt, wird groß und stark
kann selber wachsen
Kinder zeugen
tragen und gebären
vorerst aber fest umschlungen
feucht und herrlich Art erhalten
wiesenlüstern
warmes Wasser
Muskelspiele
modeernst und superspitze
Traktoren dröhnen über Felder
Kot im Bogen werfen auf die Wege
Pflanzensamen
Menschenfleisch durch Paarung
Leib und Seele werden
Völker laichen wo das Wasser läßt
trinken für die Zukunft
sprechen jetzt was gestern war
Wundenprobenparagraphen
Weisheit aus der Tinte Schmerz
Silberpappel blinken
Uferweiden - feuchte Luft
weht vom Ufer bis am Berg
Nußbaum
unterm Wein
in Strebersdorf
in Stammersdorf
und auch in Jedlersdorf
Segelfliegerwiese Inundationsgebiet
Neue Donau jetzt und Donauinsel
Wind und Wärme
trinken
Wein entlang der Donau
bis zum Schwarzen Meer
Keller, Fässer, Doppelliter und Bouteillen
trinken - saufen
schwärmen - sitzen
ganz gemütlich - heftig schwillt
Wärmewallung, Eigenmacht
wo Sinn von innen strahlt
schaut belustigt, freundlich
unser Nachbar - deutschen Zunge Aug
Im Dunst der Höhlen
Wein in Lehm gelegt
Bisamberger Schänken
Schmidt, Helm, Petritsch, Schatzl, Peisser, Traxler,
Schilling, Weiser, Reichl, Muck, Eisenheld, Klager,
Christ, Sammer, Riegler . . . viele deutsche Namen -
Wein vom Bisamberg
Über der Donau - Wien aus alten
Überschwemmungsgründen wuchs
Wer trinkt hier gerne Wein
in Bauernzimmern, Höfen und in Gärten
in Stammersdorfer, Strebersdorfer und in Jedlersdorfer
Sraßen
springt auf und federt
tanzend um den Bisamberg
Jogging Blutpuls klopft
Laufschritterläuterung
Wache - karges Amt
Geruch von Uniformen, Ordnung ot
Gebot - Verbot
Hinweis und Hilfe auch
Im Traum geborgen träumt
Vermehrungsklinik
rosa kariert türkis
Krankenschein für Sexualnotstand
Befriedigungshilfe
riecht aus dem Brunnen Wasser
kalt und tief
feucht Bakterie
Insekten singen - saugen aus der Haut
Düppel kratzen
Königshaufen - Lobau
Ein Schluck aus der Thermosflasche
Dorfrunzen
Wehr 1 - Wasserskilift
91 A
Bulgarische Gärtner
verkaufen Salat in Steigen
In der Siedlung Neu-Straßäcker
werden jeden Sonntag zu Mittag
zu Tieren Pflanzen gegessen
Das Leder, von Schechta getreten, dreht sich vom
Corner über den kleinen Strafraum ins Kreuzeck
Mit dem Bauch und dem Ellenbogen auf den
Fensterpolster aufgestützt . . . auf die Gasse schauen
Maschanska, Paradeiser, Erdäpfeln - schreit ein Mann
zu den Fenstern hinauf, von seinem Handwagen, den
er durch die Gasse zieht
Herr Vukovic aus der Gartenstadt füllt einen alten
Zwiebelsack mit Erdäpfeln voll
Der Verkäufer stützt sich auf den Holzrand des
Handwagens und trinkt aus einer Bierflasche zwei drei
lange Schlucke
Das Bier ist warm geworden
In der Überfuhrstraße hat man früher bis zur Donau
gehen können
"outcinessevve" - jetzt Jedlesee scheint am 5. Juli
1014 urkundlich erwähnt auf. Laut Angaben in dem
Buch "Heimat Floridsdorf" sind nocht weitere
Bezeichnungen bekannt: Vecense, uzense, Uczensee,
Uczee, Veczew, Yetzleesee, Yedlsee, Jetlsee
Die Schwarze Lacke - Hochwasser - Hab und Gut
trinken und nicht ersaufen
Farbig tropft roter Lack vom Wundenrand
gerinnend teilt sich Blut von Wasser
Die Pläne zur Donaufelder Kirche mit ihrem 96 Meter
hohen Turm
dem dritthöchsten in Wien - stammen von Franz v.
Neumann, Karl Troll und Johann Stoppel
Wein und Naturalrobot für den Kaiser
Direkt aus dem Faß trinken
Hinauslaufen in die Au
berauscht wieder heimtaumeln
Vom Sender des Bisamberges empfangen
Über Wundenschmerzen klagen
Treffen wir uns heut Abend beim Peisser
in Strebersdorf
Werden wir uns einen genehmigen
Erwärmte weiche Luft aus dem Marchfeld dringt im
Osten Wiens ein, zieht durch Süßenbrunn, zwischen
der Nordrand- und der Großfeldsiedlung über die
Gründe des Gaswerks Leopoldau, um sich langsam
nach Strebersdorf hin fallen zu lassen. Im
Laubengärtchen Rußbergstraße 77 verdichtet sich der
Luftkörper und tanzt über rauschverzierten Häuptern
Der Ätherleib schwebt zur Alten Donau
Aus den Fenstern der Neubauten am A.-Schärf-Platz
leuchtet schwammig orangefarbiges Licht. Hierarchisch
geordnet blicken Beamte auf den Zierbrunnen im
Kreuzungspunkt der straßenbreiten Wege
Der Bezirksvorsteher trinkt klares Wasser
Alle Maschinen der neuangesiedelten Firmen im
Industriezentrum Strebersdorf und den
Trabrenngründen werden nach Bedarf ein- und
ausgeschaltet
Im Donauraum Wien, zwischen den Einlaufwerk im
Norden und dem Überschwemmungsgebiet
Gänsehaufen im Süden werden Sirenen der
Donauschiffe nach einer Partitur von R. Suchanek
zum Tönen gebracht
Floridsdorfer und Donaustädter Freunde des
Fußballspiels laufen mit Dressen und Bällen begeistert
durch die Straßen. Weiße Linien werden gezogen,
Fahnen an Straßenecken befestigt. Pensionierte
Schiedsrichter laufen streng vorwärts und rückwärts
Punkt einundzwanzig Uhr und um zweiundzwanzig
Uhr wird an allen Straßenbahnhaltestellen der Bezirke
an jede erwachsene Person ohne Ansehung des
Geschlechtes ein Achtel trinkbar gemachtes Donau-
Wasser und ein Achtel Wein vom Bisamberg
ausgeschenkt
Krähen, Lerchen, Spatzen und Tauben werden mehr
als bisher beachtet
Ein hundertjähriger Doppeladler wird in der
Mülldeponie Rautenweg entsorgt
Vorstädtische Ausdrücke werden in den VHS der
beiden Bezirke gesammelt, geordnet und bei
einschlägigen Vorträgen zur Erinnerung gebracht
Dialekt-Wortneuschöpfungen sollen in Kaufhäusern
und Ämtern erprobt werden
Besonders gekennzeichnete Polizisten tragen
handgeschriebene Wörterbücher mit Kraftausdrücken
bei sich, um bei Bedarf bereitwillig Auskunft geben
zu können
Nachweislich oder auch nur vermutet ethnisch als
Minderheit erkannte Menschen werden absolut gleich
angesehen und behandelt wie alle anderen
Floridsdorfer und Donaustädter
Für eventuelles späteres Interess an
Erscheinungsformen unserer Zeit wird in einer
entweihten Turnhalle ein "Museum der Gegenwart"
einzurichten begonnen
Ein dünnwandiges, leicht bauchiges Viertelliterglas
Grüner Veltliner steht auf einem lackierten Holztisch,
wird mit bloßer Hand hochgehoben und zum Mund
geführt
Hügelauf und hügelab durch Furten über Dämme
und weite Kriegsfelder laufen
Gegenwart ist
Lasuren von nacheinander gelebten Jetzt-Zeiten
So strahlen alle Weltbilder von gestern und
Vorgestern durch
das Gemisch "Heute" verkauft sich jetzt - handelt
mit "Konkretem"
Lebendes will sich reduplizieren
Wollust im Kleid präzisen Ordnungswillens
Regeln für Tiebe im Leben
Unzählige Samen suchen zu befruchten
zyklisch reifen Eier, wollen springen
Durst wird mit Wasser gestillt
Slawisches Blut spült seit Jahrhunderten ins
Österreichische
Regionen sind gewachsen und ändern sich ständig
Wasserarme wechseln, Inseln weichen und tauchen
auf, aus einem Überschwemmungsgebiet sind
Ortschaften geworden, Ansiedlungen mußten
aufgegeben weden
Scharf grenzt sich der Wein gegen die innere Wand
des Glases ab
Kein Leder darf hinein
In der Lobau ist schon viel Stadt drinnen, einiges ist
höher als der Auwald und manches fester als der
Überschwemmungsgrund
Nichts riecht aber würziger als feuchter Wald, wenn
man aus der Stadt kommt
Ananas, Kokos und Kaki - am Schlingermarkt und in
den Lebensmittelabteilungen der Super- und
Großmärkte
Spinat aus dem Marchfeld über die Erzherzog-Karl-
Straße in die Kernzonen der beiden Bezirke
Floridsdorf und Donaustadt gebracht
Ungarische Handelsfirmen liefern Fleisch und
Geflügel nach Wien 21 und 22
In Aspern gefertigte Autoteile werden in die ganze
Welt verkauft
Selbstgeschmückte Mädchen und Burschen gehen in
der Nordrandsiedlung auf Wegen und Straßen mit
Blumennamen
Eine Frau und ein Mann lassen sich vom Heurigen
Wein in die raumlose Enge ihres Nirwanas gleiten, sie
sitzen sich gegenüber, reden - und empfinden
Wohlig träufelt Wundenblut
Gaumen, Speichel, Zugenlustig
Wein im Mund wird warm
Schmerzen schwinden
Offener Himmel voller Eindruckswolken
Weitertrinken
bis geschwollen polstrig Kopf und Glieder
Sperrstunde
so um Mitternacht herum
durchs Dunkle - zu Fuß nach Haus
An Räubern im Gebüsch vorbei
scharfe Kanten, Gehsteig lang
In die Ebene, ins Feld hinein
Heute bläst der Wind von hinten
Aspern, Eßling noch vor mir
Aus der Groß Enzersdorfer Straße wird die Eplinger
Hauptstraße, aus der dann hinter der Stadtgrenze die
Wiener Straße . . .
Durst rufts aus mir
die Beine gehen
Kopf furcht durch den Wind
Erlebnistrunken - Wandern läutert - knie ich vor dem
Strom vor mir
Alter Donau Helden
singen leise noch im Kopf
Wärme such ich wieder
Wohlsein soll mich sanft umnehmen
daß ich kräftig träumen kann
vom Überfahren, Donau, Brücken, Fliegen über
Niederungen Weiche, Fähren, Donauplätschern,
Sonnen in der Lobau
Fußballspielen auf der Wiesen
Schauen auf das Wasser
Leuchtturm zwischen Naß und Land
waagrecht - senkrecht
so oder so
Livello und Fontäne
Diesseits schlürfen - Hiersein wollen
Elemente - Konstellation
Grenzstein Wien
Am Bisamberg
Vermehrungswille
Gleiches wächst am Ufer
Fäkalie und Lust
Donauphantasie
Inhalt und Gefäß


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