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Heinz Cibulka

Chinoiserie - Aus dem Reisetagebuch

 
juni 1999

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juli 1999

 

in: Chinoiserie, 2000


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Während einer Reise durch China fotografierte ich für einen Bilderzyklus, den ich in 20 Bildtafeln am Computer entwickelt habe. Als einer von 17 "westlichen" Fotografen war ich eingeladen, Bildzeugnisse eines China der Gegenwart nach außen zu tragen. Für den Eigenbedarf des Kulturministeriums war die Bedingung an mich, 100 Fotos dieser dokumentarischen Reise abzuliefern. Zum Anlass "50 Jahre Chinesische Volksrepublik" war dieser Beitrag aus nichtchinesischer Sicht auch für Repräsentationszwecke und zur Demonstration von Weltoffenheit des Landes gedacht.

Eva Choung Fux, eine österreichische Künstlerkollegin empfahl mich beim Kulturamt der chinesischen Botschaft in Wien, worauf ich nach einigem Prüfen offiziell eingeladen wurde.

Mein Interesse an China war besonders durch meine Vorliebe zum Taoismus, im Speziellen zum Tao the King von Laotse und den Schriften von Dschang tse geprägt gewesen. Die Gelegenheit, im Land dieser alten und wenn man es so will, immer noch gültigen Geister, in einer der ältesten und reichsten Kulturen der Erde umhergehen zu können, reizte mich. Es erwartete mich das bevölkerungsreichste Land unseres Planeten, welches seit 50 Jahren kommunistisch regiert ist, zugleich aber zu einer beachteten und umworbenen Weltmacht geworden ist.

In den 3 Wochen unseres Aufenthaltes haben wir (meine Frau Magdalena Frey und ich) 5 Provinzen Chinas bereisen können. Peking, Zhengzhou, Jinan, Hefei und Shanghai. In diesen Provinzen wurde zu verschiedenen Zeiten, oft für Jahrhunderte jeweils die Hauptstadt Chinas gestellt. Erst seit dem letzten Jahrhundert ist Peking Hauptstadt. Wir wurden also an viele geschichtsträchtige Orte des Landes geführt.

Mit meinem Arbeitsplan zur fotografischen Untersuchung und Bilderfindung ging ich von einer analytischen Beobachtung der Lebensbedingungen der chinesischen Bevölkerung aus, von intimen Gegebenheiten im privaten Heim bis zum Leben auf den Strassen und am Feld. Mein Anliegen, den Alltag, quer durch unterschiedliche soziale Schichten, im Ablauf von ländlichen Gebieten über städtische Randzonen bis in die Zentren der Großstädte hinein beobachten zu können, hat sich nur zum Teil erfüllen lassen. Einerseits ist mir so manches was ich sehen wollte nicht gezeigt worden, andererseits habe ich so vieles sehen können, was ich im Vorhinein nicht vermutet hatte.

Unser Reisemanager und Übersetzer hatte, unabhängig von meinem fotografischen Konzept, welches ich Wochen vorher in Peking bekanntgeben mußte, den Weg sehr genau vorbestimmt gehabt. Er achtete vor allem besonders darauf, daß wir uns in Bereichen aufhielten, die er und das Außenamt für werbewirksam hielten. So hatten wir nur sehr wenige Gelegenheiten, in privaten persönlichen Kontakten zu fotografieren. Das Leben in China ist u.a. aus klimatischen Gründen auch auf den Straßen gut zu beobachten, so habe ich hier einige wesentliche Strukturen chinesischer Lebensbedingungen visuell erfassen können. Wir waren immer in besten Hotels untergebracht und wenn man so will auch nobel kaserniert. Dazu wurden wir in besten Lokalen zum Essen geführt. Ich hatte vorher schon eine große Vorliebe für chinesische Küche, jetzt aber habe ich Erfahrungen in der Kategorie des höchsten Luxus chinesischer Kochkunst machen können. Zur Ergänzung dieses Extrems hatten wir hin und wieder Gelegenheit, auf der Straße angebotene Speisen zu sehen und zu probieren.

Insgesamt fühle ich mich bereichert durch diese 3 Wochen meines Aufenthalts, von der Vielfalt der Erlebnisse, die sich in dieser Zeit ergeben haben. Magdalena Frey, meine Frau bot mir durch ihre Mitarbeit bei der Findung fotografischer Bilder eine gute Ergänzung. In Teamarbeit konnten wir eine brauchbare Basis von Bildern sammeln, die mir für eine spätere Verwertung in der Bildkombination als auch bei meinen Bildmontagen am Computer viele gestalterische Möglichkeiten eröffneten. Am vorerstigen Ende meiner Auswertung der Fotografien sind immer noch viele inhaltliche und fotospezifische Aspekte nicht genutzt geblieben.

Als Gegenleistung für die Einladung hatte ich dem chinesischen Kulturministerium 100 Fotos als Zweierkombinationen montiert übergeben. Hoffentlich können die Gastgeber meine Bilder auch für ihre Absichten nutzen. Die abgegebenen Bilder drücken meinen Respekt dem Land gegenüber aus, versuchen aber auch, die Vielfalt der Erscheinungsformen in diesem Land anzudeuten.

Meine Interesse an dem vielschichtigen Land China hat sich nach dieser Reise noch verstärkt. Ich hoffe, daß sich mein künstlerisch geprägter Blick auf so viele außerordentliche, reizvolle und abgründige Teile unserer Welt, im vorliegenden Fall am Beispiel Chinas, aus meinen Bildern herauslesen läßt. zur naechsten seite



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